#Menschen

Okt 19, 2023

Guggenmusiker mit Herzblut

Azubi, Anlagenfahrer, Schichtführer - und nun seit mehr als zehn Jahren einer von zwei Betriebsmeistern in der Produktion Spezialformmassen: Stefan hat schon einige Stationen durchlaufen, seitdem er 1992 in Worms ins Unternehmen eingestiegen ist.

Fotos: Privat

Damit ist er bestens gerüstet für die Aufgaben, die er jetzt zu bewältigen hat: „Ich betreue das Tagesgeschäft der Produktionsanlagen und führe das gesamte Schichtpersonal organisatorisch und disziplinarisch.“ Damit ist der 48-Jährige für knapp 80 Mitarbeitende zuständig. Morgens um sechs Uhr startet er mit einem Anlagenrundgang, der bis zu 45 Minuten dauern kann. Anschließend geht es ins Büro: E-Mails checken, Produktionen vom Vortag begutachten, Personalgespräche halten. „Mein Arbeitsalltag ist sehr abwechslungsreich.“ Und obwohl er viel Zeit am Schreibtisch verbringt: „In der Produktion muss man auch Spaß daran haben, sich ab und zu dreckig zu machen. Wenn es eine Störung gibt, krieche ich selbst mal in die hinterste Ecke. Es kommt nicht oft vor, kann aber passieren.“

„Ob Personalführung das Richtige für mich ist?“ Anfangs war Stefan unsicher, ob dieser Aspekt seiner Arbeit zu ihm passt. Inzwischen möchte er die Aufgabe nicht mehr missen. „Aus den Rückmeldungen der Mitarbeitenden ziehe ich richtig Energie.“ Die größte Freude bereitet es ihm, wenn sich Kolleginnen und Kollegen mal außer der Reihe bei ihm melden, zum Beispiel aus dem Ruhestand oder der Elternzeit. Wenn er mal - was selten vorkommt - Leerlauf hat, schaut er bei den Schichtkollegen vorbei. Dann nimmt er sich ein paar Minuten, um zu fragen, ob alles in Ordnung ist. „Wer Personal führt, muss ein guter Zuhörer sein - und trotzdem etwas Abstand wahren“, sagt Stefan. „Ich bin für alle jederzeit ansprechbar: Wir leben die Kultur der offenen Bürotür.“

Keine Frage: Der Arbeitsalltag eines Betriebsmeisters kann fordern. Der große Ausgleich für Stefan ist seine Familie. Er ist seit 24 Jahren verheiratet und hat zwei inzwischen erwachsene Söhne. Mit ihnen fährt er gerne ins Stadion, um Mainz 05 anzufeuern. Fußball ist nicht die einzige Leidenschaft, die die gesamte Familie teilt. Gemeinsam machen sie alle vier im Verein Guggemusik, Blasmusik, die im alemannischen Raum vor allem zur Fasnacht gespielt wird. Trompete, Posaune und Schlagzeug: Stefans Familie ist musikalisch begabt. Und doch geht es ihnen nicht um die Musik allein: Sein Verein „Wingertsgeischder“, bei dem er der erste Vorsitzende ist, hat eine Initiative namens „Gugg’n’Help“ ins Leben gerufen. Ein Mädchen aus der Region war an Leukämie erkrankt. Seither unterstützen die Guggemusikanten den Förderverein für Tumor-und Leukämiekranke Kinder e.V. in Mainz. Alle zwei Jahre veranstalten Stefans „Wingertsgeischder“ ein Guggemusikfestival, dessen Einnahmen komplett dem Förderverein zugute kommen, der davon Hilfsangebote für kranke Kinder und deren Familien finanziert. „Insgesamt sind bereits über 85.000 Euro zusammengekommen.“

Fotos: Privat

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